Carlos Blanchard ist in Zaragoza am Fuße der spanischen Pyrenäen aufgewachsen. Schon in der Schule macht er die ersten Schnappschüsse – mit einer Kamera, die einst seinem Großvater gehörte und die ihm sein Vater schenkte. Eine Freundin erzählt ihm von einem Fotokurs – und er beschließt so einen Kurs zu belegen. Das ist das erste Mal, dass Carlos bewusst Fotos schießt – damals war er 19 Jahre alt.
Carlos fotografiert anfänglich das, was er sowieso tut: Snowboarden mit seinen Freunden zuhause in den Pyrenäen. „Snowboarden spielt eine große Rolle für mich, es hat mich zur Fotografie gebracht“, erzählt Carlos. Am Anfang habe er Snowboard-Magazine verschlungen, dabei aber nie auf die Namen der Fahrer oder die Schwierigkeit der Tricks geschaut, sondern immer nur darauf, wer die Bilder gemacht hat. Parallel versucht er sich als BWL-Student, doch er schmeißt hin, entscheidet sich auch gegen die ihm zu technische Ausbildung eines Fotografie-Studiums, die zu weit weg ist von dem, was er eigentlich machen will, und besucht stattdessen zwei Jahre lang eine Fotoschule in Barcelona.
In der großen Stadt hat Carlos erst Probleme, findet keinen Anschluss, keine Jobs – und saugt trotzdem viele Eindrücke auf, die jetzt in seine Arbeit fließen: „Es war wie bei einem Schneeball, wie bei einer Lawine. Erst war das Snowboarden und die Actionfotografie da. Dann kam immer mehr dazu, bekam ich immer mehr Inspiration von außen: Musik, Mode, Kultur. Langsam kommt alles zurück an die Oberfläche. Mein Spektrum wird immer breiter.“ Mittlerweile traut sich Carlos auch an Portraitfotografie: „Es ist schwieriger, ein Foto von Jemanden zu machen, eine Person zu fotografieren, als einfach nur ein Actionbild. Das dafür notwendige Selbstvertrauen musste ich erst entwickeln. Es hat sehr lange gedauert, bis ich mich selbst als Fotograf bezeichnen konnte. Am Anfang habe ich mich das nicht getraut.“
Das Selbstvertrauen kommt langsam, während sich Carlos in der Snowboard-Szene einen Namen macht, mit Profis um die Welt reist und ihn auch immer mehr snowboard-ferne Marken und Medien buchen – wegen seines unverkennbaren Stils, den er laufend verfeinert. Häufig sind seine Fotos schwarz-weiß, körnig und kontrastig: „Manchmal denke ich sogar schwarz-weiß.”
Weil in Spanien die Szene zu klein ist, zieht er mehr aus einer Laune und einem Gefühl als auf Grundlage eines Plans nach Innsbruck – eigentlich nur für einen Winter. Jetzt ist Carlos schon seit zehn Jahren in Tirol, hat dort bald seine eigene kleine Familie und seine Homebase gefunden.
Seiner Vorliebe für analoge Fotografie blieb Carlos genauso treu, wie der alten Nikon, der Kamera von seinem Großvater, die er heute noch benutzt: „Ich habe einfach analog angefangen. Ich kannte es nur so – Fotografie ist für mich analog. Digitale ist nur ein Tool, ein Werkzeug. Analog zu fotografieren ist ein komplett anderes Gefühl, man muss sich genau überlegen, wie viele Fotos man macht oder wann genau man auf den Auslöser drückt. Das Gefühl danach ist ein anderes.“