Morgens vor dem ersten selbst gebrühten Kaffee schon eine Runde im Meer oder See schwimmen, den ganzen Tag draußen unterwegs sein, abends mit einem Kaltgetränk bei Kerzenschein auf dem unbequemen Campinghocker vor dem Zelt sitzen und dem Rauschen des Wassers oder dem Schnarchen des Nachbarn lauschen. „Warum tu’ ich mir das immer wieder an?!?“ dacht’ ich schon ein paar Mal, als ich morgens versucht habe mich mit knarzenden Knochen von der Isomatte zu lösen, um danach wie ein hilfloser Käfer aus dem Zelt zu kullern. Insgeheim wusste ich die Antwort und spätestens als der Reißverschluss des Zeltes langsam den Ausblick frei gab, überkam es mich wieder: Dieses unbeschreiblich zufriedenstellende Gefühl genau am richtigen Platz zu sein und überhaupt nicht mehr zu brauchen.
Doch diese Naturnähe und Einfachheit erlebt man nicht auf jedem Campingplatz, auf dem sich eng aneinander gepferchte Parzellen mit top ausgestatteten Dauercamper-Residenzen inklusive Gartenzwerg-Dekoration abwechseln. Hier kommen meine Top fünf in Italien, Frankreich, Slowenien und der Schweiz – ich habe sie alle fünf persönlich getestet. Ihnen gemein: Sie liegen naturnahe am Wasser, eignen sich als Basecamp für Outdoor-Aktivitäten und sind der beste Kompromiss aus dem Komfort und der Infrastruktur eines Campingplatzes und der Einfachheit und dem Spirit des Wildcampens.
Pinienwald, türkisgrünes Meer und ein feiner MTB Trailpark direkt vor der Zelttüre: Punta Ala klingt ein bisschen nach eierlegender Wollmilchsau. Der Küstenabschnitt der Maremma in der südlichen Toskana bietet kleine Buchten mit feinsten Sandstränden, ein tipptopp erschlossenes Trailparadies für Mountainbiker und das traumhaft, direkt am Meer gelegene Punta Ala Camp & Resort, das mit seinem 27 Hektar großen Pinien Areal erst mal etwas furchteinflößend klingt. Ist es aber nicht. Die naturbelassenen Parzellen auf dem ehemaligen Jagdrevier des Großherzogs der Toskana sind sehr großzügig angelegt, eingewachsen und bieten dadurch zumindest ein bisschen Privatsphäre. Geführt wird das Resort von der Familie Daddi-Giovannozzi, die in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts das Land erwarb und 1969 einen Campingplatz darauf errichtete. Wer nicht mit den eigenen vier Wänden anreist, hat die Möglichkeit sich in unterschiedliche Mobilhomes oder Silverfield Wohnwagen einzubuchen. Obendrauf gibt es eine Menge i-Tüpfelchn zwei sehr gute Restaurants, eine Bar, einen Strandshop, einen gut ausgestatteten Supermarkt inklusive Bäckerei und Metzgerei, Tennisplätze, Hochseilgarten, Spielplatz, MTB-Station und so weiter.
Mehr Info unter: www.campingpuntala.it
Die Brüder Lino und Silvano Brigheti bewirtschaften seit 1999 den idyllisch im Sarca Tal gelegenen Maso Lizzone Hof. Außerhalb von Dro, ein paar Kilometer nördlich der Kletter-und Mountainbike Hochburg Arco gelegen, werden nicht nur Äpfel, Kiwi, Weintrauben und Oliven auf biologische Weise kultiviert, sondern auch outdoor- und naturbegeisterte Zeitgenossen familiär beherbergt. Entweder im Camping Style auf einem der sieben Stellplätze für Zelte und VW-Busse, in einem Cottage oder in einem der fünf Zimmer im ehemaligen Bauernhaus. Die große Küche und der Wohn-und Aufenthaltsraum, in dem auch das morgendliche Frühstücksbuffet serviert wird, stehen allen Gästen zur Verfügung. Abkühlung verschafft der hauseigene Pool im Garten. Achtung: Die sieben Stellplätze sind immer schnell vergeben. Deshalb am Besten im Voraus reservieren.
Mehr Info unter: www.masolizzone.com
Moderne Infrastruktur trifft auf ein riesiges, naturbelassenes Areal mit Seen, Bächen und Wäldern. Unweit von Pontresina im Oberengadin liegt dieses Idyll, in dem man schnell das Gefühl bekommt mitten in einem Lärchenwald zwischen rauschenden Fluss und vergletscherten Bernina Massiv wild zu kampieren – vor allem, wenn man im unteren Teil seinen Platz sucht, der zwar in erster Linie für Zelte gedacht ist, aber auch für VW-Busse perfekt funktioniert. Trotzdem gibt es alle Annehmlichkeiten eines Campingplatzes, wie warme Duschen, saubere Toiletten, eine Sauna, ein Restaurant und einen kleinen Shop, einen Aufenthaltsraum, eine Küche zur eigenen Benutzung, einen Kinderspielplatz, und so weiter. Direkt vom Campingplatz aus kann man zu Fuß (Wanderungen, Klettersteige, Hochtouren und Klettergärten) oder mit dem Mountainbike auf Erkundungstour gehen. Und wenn einem mal der Saft ausgehen sollte, nimmt man den Bernina Express oder den Postbus, der einen wieder vor dem Campingplatzes ausspuckt.
Mehr Info unter: www.camping-morteratsch.ch
Der fünf Hektar große Campingplatz Zlatorog Bohinj liegt bei Ukanc, am Ufer des smaragdgrünen Bohinj Sees, inmitten des Triglav National Parks in den Julischen Alpen. Es ist ein wahres Naturparadies, umgegeben von weiten Wäldern und steil aufragenden Bergflanken – perfekt geeignet für ausgiebige Wandertouren, Kanu- oder Schlauchbootexkursionen auf dem See, oder Kajak- und Raftingtouren auf dem Fluß Bohinjska. Der Ausstattungsstandard ist einfach, dafür ist die Lage des Platzes der absolute Traum. Aus dem Zelt direkt in den See. Wer den gut vier Kilometer langen See nicht paddelnd durchqueren möchte, kann auch mit einem der beiden ehemaligen Königssee Ausflugsschiffe direkt am Campingplatz an Bord gehen und über den See tuckern. Die Lebensmitteldepots füllt man am besten im zehn Kilometer entfernten Bohinjska Bistrica auf. Dort gibt es einen großen Supermarkt und eine gute Bäckerei in einer ehemaligen Tankstelle.
Mehr Info unter: www.camp-bohinj.si
Der Ocean Shelter in Frankreichs Südwesten ist das Gegenteil eines überlaufenen Massen-Campingplatzes: Die Anlage in einem Pinienwald mitten im Département Landes, nur wenige Minuten entfernt vom Surf-Hotspot Hossegor, ist für maximal 25 Personen ausgelegt. Das Zelt kann man zuhause lassen und Bus muss man auch keinen sein Eigen nennen, denn im Ocean Shelter stehen zwei Tipis und zwei Retro-Caravans bereit. In den geräumigen Tipis können jeweils vier Personen schlafen, in den zwei holzverkleideten Caravans finden je zwei Personen Platz. Alle, die etwas mehr Komfort mögen oder sich mit einem richtigen Dach über dem Kopf wohler fühlen, ziehen in eines der nicht minder stylischen Zimmer oder der in diesem Jahr brandneu eröffneten Sommerhäuser. Wer es von anderen Campingplätzen gewohnt ist, in kasernenartigen Sanitärtrakts zu duschen, wird das Guest House lieben. Hier gibt es nicht nur zwei Badezimmer und Toiletten, sondern es ist auch liebevoll eingerichteter Aufenthaltsraum für Regentage und bietet Koch- und Essmöglichkeiten. Trotzdem ist der Ocean Shelter nicht zu hip und alternativ um schnöde Touri-Interessen zu befriedigen: Beheizter Pool – check! Überdachte Sonnenterrasse – check! Spielplatz für die Kleinen – check! Trampolin, Tischtennis, Kicker, Fußballplatz – check check check check. Kurz: Genau die richtige Urlaubslocation, für alle, die es gerne ein bisschen individueller mögen und trotzdem auf nichts verzichten.
Mehr Info unter: www.oceanshelter.com