Geräusche, die man lieber nicht gehört hätte. Innerhalb von nur wenigen Schwüngen hatte ich zum zweiten Mal Felskontakt. Die diesige Sicht trägt nicht gerade dazu bei die mistigen Dinger rechtzeitig auszumachen. Dabei hat alles darauf hingedeutet, dass wir heute eine Pulverabfahrt mit Ausblick haben werden.
Nichts ist wie es scheint. Über Nacht hat sich planmäßig ein weißer Teppich über die bereits ausgeaperten Wiesenhänge rund um Lähn in Tirol ausgerollt. Von den umliegenden Gipfeln ist noch nichts zu sehen, als wir uns morgens auf den Weg Richtung Pfuitjöchl und Plattberg machen. Dicke, weiße Wolken bestimmen die Szenerie. Das war so nicht ausgemacht, meine Schön-Wetter-App hatte für heute Bluebird mit Powder angekündigt. Fehlanzeige. Dafür sind wir die Einzigen am Pfuitjöchl. Ein seltenes Glück.
Wir stapfen durch unberührten Schnee, inmitten einer mystisch anmutenden, offenen Alm- und Waldlandschaft. Die Schneeschicht unter unseren Fellen ist hauchdünn. Zwar wird sie mit zunehmender Höhe dicker und kompakter, trotzdem sind wir uns nicht sicher, ob es für die Abfahrt im unteren Abschnitt reicht. Selbst auf über 2.000 Meter trügt der Schein: Obwohl es wunderbar winterlich aussieht, fehlt eine gewachsene Grundlage. Wir ändern den Plan und lassen die Direktabfahrt vom Plattberg aus: zu viele sichtbare Felsen und bestimmt noch mehr unsichtbare. Der erhoffte Pulverschnee bekommt selbst weiter oben einen Stich und wird schwer.
Alles blöd? Ganz und gar nicht. Es ist immer das, was man selbst daraus macht. Es war sogar einer dieser genialen Tage, an die man sich länger erinnert: Spektakuläre Lichtstimmungen. Das besondere Gefühl alleine in dieser großartigen Bergwelt seine schmale Spur zu ziehen. Immer wieder von Neuem entscheiden, was man jetzt macht, wo man hinauf geht, wie man aufsteigt. Das Erlebnis mit einem Freund teilen.
Schattseitig haben wir dann übrigens doch noch Powder gefunden und konnten ohne abzuschnallen bis ins Tal abfahren – auch wenn es ein paar Schrammen im Ski gekostet hat. Unser verdientes Bier danach konnten wir in der Sonne genießen – und zuschauen, wie sich der weiße Teppich wieder einrollt.
Start ist in Lähn (1.110m), das an der Verbindungsstraße zwischen Lermoos und Reutte liegt. Parkmöglichkeiten gibt es direkt am kleinen Bahnhof. Da die Tour direkt dort startet, bietet sich auch die Anreise per Bahn an.
Skitechnisch leichte, konditionell mittelschwere Skitour mit ca. 1.000 Höhenmeter
Aufstiegszeit: in etwa 3 bis 3,5 Stunden
Hangexposition: Süd
Karte: Kompass Blatt 4, Füssen / Außerfern, 1:50.000
Infos zur Tour: Rother Skiführer "Bayerische Alpen"
Aktueller Lawinenlagebericht:
https://lawine.tirol.gv.at
Hunger & Durst: Brotzeit einpacken! Unterwegs gibt es keine Hütte zum Einkehren, fürs Bier danach aber zahlreiche Gasthäuser im Tal.