Alles passt, das Wetter, die Leute, die Tour, die Spinatknödel und die grandiose Landschaft um mich herum sowieso. Trotzdem ist meine Laune mies. Ich habe Blasen an den Füßen. Mit meinem neuen steigeisenfesten Bergschuh bin ich minimal übers Ziel hinausgeschossen und passen tut er auch nicht richtig.
Ähnlich wie beim Skitourenschuh, ist die Suche nach einem perfekt sitzenden Bergschuh, der nicht drückt, keine Blasen verursacht, dennoch stabil genug ist, gleichzeitig aber auch nicht zu schwer, mit dem man einfache Wanderungen genauso unternehmen kann wie Mehrtagestouren oder auch mal einen Klettersteig, alles andere als einfach. Die Anzahl der Modelle für die unterschiedlichen Einsatzbereiche ist mittlerweile riesig und die Auswahl geradezu unübersichtlich geworden.
Grundlegend ist die Frage, für welchen Einsatzbereich man die Schuhe vorwiegend verwenden möchte. Es macht einen Unterschied, ob ich mit den Wanderschuhen vor allem auf befestigten Forstwegen, Wiesen- und Waldpfaden marschiere, maximal mit einem kleinen Tagesrucksack beladen, oder ob ich mich mit einem 15 Kilo schweren Rucksack durch alpines Gelände wühle und ab und an vielleicht sogar die Steigeisen anziehen muss. Die jeweiligen Anforderungen an die Beschaffenheit des Wander- oder Bergschuhs sind grundverschieden. Während mir für befestigte Wege ein leichter, halbhoher Schuh mit einer leicht profilierten, nicht zu steifen Sohle reicht, benötige ich für den mehrtägigen Trekkingeinsatz im alpinen Gelände einen robusten, wasserdichten Schuh mit hohem Schaft und steifer Profilsohle, damit ich im Gelände die nötige Stabilität und Trittsicherheit habe.
Die weit verbreitete Einteilung der Wander- und Bergschuhe in die sechs Kategorien A, A/B, B, B/C, C und D – vom leichten Wanderschuh für befestigte Wege bis hin zum steigeisenfesten Bergstiefel für hochalpine Unternehmungen – hilft dabei, die für die eigenen Bedürfnisse in Frage kommenden Modelle herauszufiltern. Eine detaillierte Beschreibung der Kategorien findet sich am Ende des Artikels.
Die alles entscheidende Frage jedoch lautet: Passt der Schuh zu meinen Füßen und wann sitzt er richtig? Denn kein Fuß gleicht dem anderen und entsprechend sind die Bedürfnisse an die Schuhform, den Leisten, unterschiedlich. Da auch jeder Hersteller seine spezielle, über viele Jahre entwickelte Passform hat, ist man gut beraten, Modelle verschiedener Marken anzuprobieren, um herauszufinden, welche am besten zum eigenen Fuß passen. Hersteller wie beispielsweise Lowa, Meindl und Hanwag bieten ihre Schuhmodelle in verschiedenen Breiten an. Hanwag hat sogar fünf Spezialleisten im Angebot, um dadurch noch gezielter auf individuelle Passformen eingehen zu können.
Wenn man Schuhe anprobiert, sollte man dies nach Möglichkeit am Nachmittag oder frühen Abend machen, denn wie unter Belastung beim Wandern, schwillt der Fuß generell im Tagesverlauf an. Das wirkt sich auf die Wahl der richtigen Größe aus. Beim Anprobieren am besten auch gleich richtige Wandersocken benutzen. Ob die Größe passt, findet man heraus, indem man in den Schuh steigt, die Schnürsenkel offen lässt und mit den Zehen nach vorne Kontakt sucht. Jetzt sollte hinter der Ferse noch ein Finger Platz finden. Alternativ kann man auch die Einlegesohle herausnehmen, sich darauf stellen und prüfen, ob vorne auf der Sohle noch ein Finger Platz hat. Dieser Spielraum ist insbesondere fürs Bergabgehen wichtig, damit die Zehen genügend Platz haben und nicht blau werden. Genauso wichtig wie die richtige Länge ist ein guter Fersenhalt. Die Ferse sollte im geschnürten Schuh weder nach oben noch seitlich Spielraum haben, ansonsten sind Blasen und Druckstellen vorprogrammiert.
Jeder kennt sie und (fast) jeder hat sie in Bergschuhen: schwitzig-warme Füße. Reine Lederbergschuhe können zwar eine sehr gute Atmungsaktivität aufweisen, haben jedoch gegenüber Modellen mit einem zusätzlichen Gore-Tex Innenfutter den Nachteil, dass Nässe von außen eindringen kann, wenn man zum Beispiel auf Pfützen, zu überquerende Bäche und Schneefelder trifft. Schuhe mit einer Gore-Tex Membran sind absolut wasserdicht und atmungsaktiv. Die Membrane kann man sich vereinfacht vorstellen wie eine 0,01 Millimeter dünne Folie, die über mehr als 1,4 Millionen Poren pro Quadratzentimeter verfügt. Diese Poren sind rund 20.000 mal kleiner als ein Wassertropfen und dadurch kann die Körperfeuchtigkeit in Form von Wasserdampf nach außen entweichen, ohne dass Feuchtigkeit von außen eindringen kann.
Outville stellt für jede der sechs Bergschuh-Kategorien ein Modell vor.
Der halbhohe, mit 410 Gramm äußerst leichte La Sportiva Stream GTX gehört zur Familie der Fast Hiking Boots und ist für all diejenigen konzipiert, die schnell und leicht im Gelände unterwegs sein möchten, ohne dabei auf Stabilität verzichten zu müssen. Dafür greifen die Schuh-Entwickler auf Technologien aus dem Trailrunning zurück und kombinieren diese mit technischen Lösungen aus dem Alpin Bergschuhbereich. Besonderen Wert haben sie auf die Atmungsaktivität des 200 Euro teuren Stream GTX gelegt. So verbauen sie die neue Gore-Tex Surround Technologie, eine offene Konstruktion, durch die Feuchtigkeit und Wärme nach unten durch das Gore-Tex Laminat in einen Hohlraum entweichen und von dort durch seitliche Belüftungskanäle in der Zwischensohle nach Außen gelangen können. Gleichzeitig sorgt die wasserdichte Membran dafür, dass von Außen keine Feuchtigkeit nach innen dringt. Die Füße bleiben trocken und die Gefahr der Blasenbildung wird vermindert. Die profilierte Vibram XS Trek Außensohle bietet in jedem Terrain optimalen Halt, sowohl auf hartem als auch weichem und schlammigen Untergrund.
Der Scarpa Zodiac GTX ist ein robuster, 480 Gramm leichter Zustiegsschuh aus wasserabweisendem Wildleder und eignet sich besonders für Zustiege, Wanderungen mit Kletterpassagen und Klettersteige. Dank des verarbeiteten Gore-Tex Performance Comfort Futters ist der niedrig geschnittene Schuh dauerhaft wasserdicht und atmungsaktiv. Die stabile Gummierung im Zehen- und Fersenbereich schützt gegen Abrieb. Details wie die kletterspezifische, bis weit in den Vorfuß reichende Schnürung, die kantenstabil und dämpfend aufgebaute Zwischensohle sowie die griffig profilierte Vibram® Drumlin Profilsohle mit Absatzbremse und Kletterzone komplettieren den 190 Euro teuren Zustiegsschuh.
Seit über 300 Jahren stellt der bayerische Schuhmacher Meindl Lederschuhe her und setzt bei der Verarbeitung der Produkte auf Tradition und lokales Handwerk. Der 300 Euro teure Meindl Brauneck GTX ist ein traditioneller Bergschuh aus gewachstem Anilinleder mit einer wasserdichten und atmungsaktiven Gore-Tex Membran. Die zwiegenähte Machart mit der sichtbaren Doppelnaht am Schuhrand entspricht der ursprünglichen Bergschuhkonstruktion und gilt unter Bergfexen als Klassiker. Der 710 Gramm schwere Schuh ist mit einer rutschfesten Vibram Multigrip Sohle ausgestattet, einer Zwei-Zonen-Schnürung und einem gedämpften Fußbett. Er eignet sich für Bergwanderungen und leichte Trekkingtouren.
Der 300 Euro teure Tibet GTX von Lowa ist ein stabiler und robuster Bergschuh, der sich aufgrund seiner Kombination aus Stabilität und Komfort für anspruchsvollere Bergtouren und mehrtägige Trekkingtouren genauso eignet ist wie für Klettersteige. Das hochwertige Nubukleder mit abriebfesten Verstärkungen schützt vor spitzen Steinen und scharfen Kanten, während das atmungsaktive und wasserdichte Gore-Tex Innenfutter für ein angenehm trockenes Fußklima sorgt. Durch die Zwei-Zonen Schnürung lässt sich der 900 Gramm schwere Trekkingstiefel sehr gut an den Fuß anpassen. Die profilierte Vibram Masai Laufsohle ist mit Kletterzone und groben Brems- und Abstoßstollen ausgestattet und sorgt für ordentlichen Halt auf jedem Untergrund. Der Schuh kann mit Körbchensteigeisen verwendet werden.
Mit dem 625 Gramm schweren Makra Combi GTX hat der bayerische Bergschuh Hersteller Hanwag einen extrem leichten, bedingt steigeisenfesten Bergstiefel für alpine Felstouren und Klettersteige im Sortiment, der sich auch für kurze Eispassagen eignet. Dank des abriebfesten Cordura Materials ist der 300 Euro teure Leichtbergstiefel mit Gore-Tex Innenfutter äußerst robust und gleichzeitig wasserdicht und atmungsaktiv. Für eine gute Anpassbarkeit an den Fuß sorgt das durchdachte Schnürsystem in Verbindung mit dem weichen Schaftabschluss. Die dämpfende Vibram Pepe Profilsohle mit Kletterzone ist aufgrund der Honigwabenkonstruktion äußerst leicht und eignet sich auch für halbautomatische Kipphebelsteigeisen.
Die Berg- und Kletterschuhspezialisten von La Sportiva aus dem italienischen Val di Fiemme haben mit dem Karakorum EVO GTX einen klassischen, steigeisenfesten Bergstiefel im Sortiment, der aus einem Stück Leder gearbeitet ist. Durch die weit nach vorne gezogene Schnürung, den hohen Lederschaft mit weicher Einfassung hinten und 3D Flex System, lässt sich der 349 Euro teure Alpinstiefel sehr gut anpassen und bietet entsprechend Stabilität im Sprunggelenk ohne dabei die natürliche Bewegungsfreiheit zu stark einzuschränken. Die integrierte Gore-Tex Performance Comfort Membran sorgt dauerhaft für Atmungsaktivität und hindert Feuchtigkeit daran einzudringen. Dank der Vibram Sohle mit Impact Brake System, einer innovativen Kombination aus Profildesign und Dämpfungselementen, ist der robuste, 980 Gramm schwere Alpinstiefel für den Einsatz im Hochgebirge, in Fels und Eis, konzipiert.
Fotos: © Christian Wander, Fiona Stappmanns, W.L. Gore & Associates, Hersteller
Kategorie A/B
Schuhe dieser Kategorie sind für ausgedehnte Wanderungen auf befestigten Wegen, Schotter- und Waldwegen konzipiert. Die Knöchelhohe Kategorie A/B eignet sich vor allem für leichte Wanderungen im Mittelgebirge oder Almtouren. Schuhe der Kategorie A hingegen eigenen sich für flaches Gelände, zum Speed Hiking oder für den Zustieg im alpinen Gelände.
Kategorie B
Für Bergwanderungen und leichte Trekkingtouren ist man mit Schuhen dieser Kategorie bestens ausgerüstet. Die entsprechend stabilere Konstruktion der Schuhe sorgt in Verbindung mit rutschfesten Profilsohlen für einen sicheren Tritt auf unbefestigten Wegen und Steigen.
Kategorie B/C
B/C Schuhe eignen sich besonders für Trekkingtouren mit schwerem Gepäck und leichte Hochgebirgstouren auf Steigen, Bergpfaden, im Geröll oder in Klettersteigen. Der Schaft ist meist höher als bei Schuhen der Kategorie B und bietet dadurch mehr Stabilität. Zudem verfügen sie über eine stärker profilierte Sohle und meist über einen rundum laufenden Schutz aus Vollgummi am Schuhrand. Außerdem kann man an ihnen Körbchensteigeisen befestigen.
Kategorie C
Bergschuhe dieser Kategorie sind für jegliche Art von alpinen Unternehmungen konzipiert: anspruchsvolle Trekking-, Hochgebirgs- und Gletschertouren sowie Klettersteige. Die Schuhe sind besonders stabil konstruiert, verfügen über einen Vollgummirundumschutz, eine robuste Profilsohle, sind wasserdicht und sind bedingt steigeisenfest, das heißt sie können mit Körbchen- und halbautomatischen Kombisteigeisen getragen werden.
Kategorie D
Bergstiefel dieser Kategorie vereinen höchste Stabilität, Wasserdichtigkeit und teils Isolation bei möglichst geringem Gewicht. Konzipiert sind sie für den alpinen Einsatz im Fels, Gletscher und Eis. Alle Modelle dieser Kategorie sind absolut steigeisenfest und eigenen sich für Automatiksteigeisen.