Sechs Wanderungen gegen die Herbstdepression

Der Herbst ist die beste Jahreszeit zum Wandern: Nicht zu heiß, die Luft ist klar, Fernsicht garantiert und die Vegetation hat ihr buntestes und schönstes Kleid an. Die Erinnerung an solche Bergausflüge rettet durch die grausten Herbstwochen. Outville stellt sechs Wanderungen vor – für jedes Zeitbudget und Fitnesslevel.

Wer kennt diese Tage im Herbst nicht. Alles ist grau in grau, keine Sonne weit und breit in Sicht. Die Laune sinkt unter Null und die Motivation rauszugehen ebenso. Oftmals wären nur ein paar Höhenmeter nötig, um der Tristesse zu entkommen. Outville stellt sechs  Wanderungen vor, die im Herbst für Vitamin D Nachschub und gute Laune sorgen.

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Wetterstein Klassiker: Über die Höllental Klamm und das Hupfleitenjoch zum Kreuzeck

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Diese Rundwanderung hinein ins Herz des Wettersteingebirges zählt landschaftlich zu den absoluten Highlights rund um Garmisch. So führt über das Höllental eine der meist begangenen Aufstiegsrouten auf die Zugspitze und die spektakuläre Strecke durch die enge Höllental Klamm bis zur Höllentalanger Hütte ist bei Wanderfreund:innen ziemlich beliebt und entsprechend stark frequentiert. Deshalb lohnt es sich früh dran zu sein. Am Klamm-Ausgang öffnet sich langsam das enge Tal und Deutschlands höchster Berg rückt in der Ferne ins Blickfeld. Nach rund 600 Höhenmetern und sechs Kilometern erreicht man die moderne Höllentalanger Hütte, an der man sich links Richtung Knappenhäuser und Hupfleitenjoch orientiert. Über einen schmalen Steig, der teilweise Stahlseil versichert ist, wandert man jetzt wieder talauswärts. Im Rücken einen fantastischen Blick ins Höllental und das Zugspitzmassiv. Nach weiteren 400 Höhenmetern erreicht man den höchsten Punkt der Tour, das 1.750 Meter hoch gelegene Hupfleitenjoch. Von hier sind es nochmals knapp zwei Kilometer leicht bergab bis zum Kreuzeck Haus (1.652 m), wo es nicht nur leckere Essen gibt, sondern auch die Möglichkeit auf Abkürzung der Tour. Für 21,50 Euro kann man mit der Kreuzeckbahn gen Tal schweben und sich die noch bevorstehenden 900 Tiefenmeter über den Jägersteig zurück nach Hammersbach ersparen. 

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Naturdenkmal Großer Ahornboden: Der Herbstklassiker

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Der große Ahornboden im Karwendel ist DER Place to be im Herbst. Dementsprechend touristisch geht es dort leider an schönen Tagen zu. Die rund 2.000 goldgelb bis rot gefärbten, zum Teil 600 Jahre alten Ahornbäume vor beeindruckender Karwendelkulisse sollte man sich dennoch auf keinen Fall entgehen lassen. Nicht umsonst steht der Große Ahornboden seit 1972 als Naturdenkmal unter besonderem Schutz und wurde von den Tirolern sogar zum schönsten Platz in ganz Tirol gewählt. Die volle Dröhnung Herbstkitsch verspricht die kurze Wanderung zur Binsalm über den Panoramaweg, von dem man auf den Ahornboden hinab blicken kann. Am Ende des Almdorfes Eng starten die Wanderwege zu den Hütten oberhalb des Ahornbodens. Links beginnt der Wanderweg in Richtung Binsalm und Lamsenjochhütte. Auf ihm verlasst ihr die Engalm. Zuerst wandert ihr in der Ebene, dann zweigt rechts der Panoramaweg ab, der euch in einer kleinen Runde in rund 40 Minuten zur Binsalm (1.500 m) bringt. Wer noch weitere zwei Stunden Zeit mitbringt, kann hinauf wandern auf den 2.080 Meter hohen Hahnkampl oder gar die Überschreitung über das Lamsenjoch zur Lamsenjochhütte und über einen leichten Klettersteig auf die Lamsenspitze (2.508 m) wagen. Dann solltet ihr allerdings gute sechs Stunden kalkulieren, bis ihr zurück am Parkplatz seid. Landschaftlich nicht weniger reizvoll ist die Tour hinüber zur Falkenhütte über das Hohljoch. Hin und zurück sind es rund fünf Stunden Marsch über einfache Wege und Steige.

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Heimgarten: Panorama satt

Outville Wanderung Heimgarten_Blick vom Heimgarten hinüber zum Herzogstandpavillion
Outville Wanderung Heimgarten_Blick vom Heimgarten Richtung Staffelsee
Outville Wanderung Heimgarten_Blick vom Heimgarten auf den Kochelsee
Outville Wanderung Heimgarten_Blick vom Heimgarten zum Walchensee
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Der Heimgarten zählt zu recht zu den Klassikern unter den Münchner Hausbergen, denn das Panorama von dem freistehenden , 1.791 Meter hohen Gipfel ist gewaltig: Kochelsee, Herzogstand, Jochberg, Benediktenwand, Walchensee, Karwendel, Wetterstein mit Alp- und Zugspitze, Estergebirge und Laber mit Ettaler Mandel. Oben am Gipfelkreuz ist an Wochenenden so einiges los. Denn der Wanderklassiker lässt sich von drei Seiten besteigen: von Ohlsadt aus, von Schlehdorf und vom Walchensee. Einige, die am Walchensee die Tour beginnen, kürzen bergauf mit Hilfe der Herzogstandbahn ab und wandern dann über den Grat hinüber zum Heimgarten. Die hier beschriebene Variante startet in Ohlstadt, am südöstlichen Ortsrand beim Wanderparkplatz Heimgartenstraße. Auch hier ist man selten ganz alleine unterwegs, aber es ist meist entspannter als über den Herzogstand. Direkt hinter dem Parkplatz führt der schmale Wanderweg in den Wald und schlängelt sich vorbei an kleinen Wasserfällen und Gumpen. Immer wieder kreuzt der Weg die Forststraße, auf der man ein paar Meter läuft bis links oder rechts der kleine Wanderweg wieder auftaucht. Ab der Bärenfleckhütte geht es über einen teils recht steilen Bergsteig hinauf auf den Rücken, der den Heimgarten mit dem Rauheck verbindet. Von dort zieht sich ein ebenso steiler schmaler Schotterweg bis zur Heimgartenhütte, die direkt unterhalb des Gipfels liegt. Rund zweieinhalb bis drei Stunden benötigt man für 1.070 Höhenmeter Aufstieg von Ohlstadt aus. Während der Saison, von Mitte Mai bis Mitte Oktober lädt die kleine Berghütte zur Einkehr ein. Wer außerhalb der Saison unterwegs ist, packt am besten eine kleine Brotzeit in den Rucksack. Der Abstieg erfolgt über die Aufstiegsroute oder alternativ über die Kaseralm, wenn man eine kleine Rundtour machen möchte.

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Kofel: Rassige Spritztour auf das Matterhorn von Oberammergau

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Outville Wanderung Kofel_am Drahtseil
Outville Wanderung Kofel_Aufstieg zum Kofel
Outville Wanderung Kofel_Schrofengelände am Kofel
Outville Wanderung Kofel_Gipfelkreuz am Kofel
Outville Wanderung Kofel_Felsaufschwung kurz unterhalb des Gipfels
Outville Wanderung Kofel_Blick vom Kofel über Oberammergau
Outville Wanderung Kofel_Blick hinüber zum Zahn
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Oberammergau, bekannt für seine Holzschnitzer und die alle zehn Jahre stattfindende Passion, wird von dem markanten, 1.342 Meter hohen Kofel überragt, der von den Einheimischen auch als das Oberammergauer Matterhorn bezeichnet wird. Die Wanderung hinauf auf den fast vollständig bewaldeten Felszacken ist kurz aber rassig. Start ist am Wanderparkplatz beim Friedhof. Über einen schmalen Weg, der sich steil durch den Wald bergauf schlängelt, erreicht man den Kofelsattel. Hier beginnt der spannende Teil der Tour. Auf einem teilweise Drahtseil versicherten Steig, der Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert, steigt man in circa 20 Minuten durch alpines Gelände hinauf zum Gipfel. Dort erwartet einen nicht nur das imposante Gipfelkreuz, sondern auch eine großartige Aussicht auf Oberammergau und die umliegenden Gipfel. Für die rund 500 Höhenmeter benötigt man ungefähr zweieinhalb Stunden im Auf- und Abstieg. Wer Lust hat, kann auf dem Rückweg am Kofelsattel rechts abbiegen und hinüber zur ganzjährig bewirtschafteten Kolbensattelhütte wandern. Zurück ins Tal geht es dann über die Forststraße.

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Hoher Kranzberg: Leichte Wanderrunde vor großartiger Kulisse

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Los geht’s am Parkplatz des kleinen Skigebiets am Luttensee, zu Füßen des Hohen Kranzbergs (1.391 Meter). Alternativ kann man auch direkt vom Bahnhof in Mittenwald starten. Man folgt ein kurzes Stück der Teerstraße in Richtung Luttensee Kaserne und zweigt nach rund 300 Metern links auf einen kleinen Pfad in den Wald ab, der uns direkt zum idyllisch gelegenen Luttensee führt. Von dort zieht der Weg stetig bergauf durch den Wald und über offenes Wiesengelände bis man auf eine kleine Teerstraße zum Wildensee trifft. Dieser folgt man kurz bis man die kleine Gipfelhütte direkt vor sich sieht. Von jetzt geht es mehr oder weniger in der Direttissima durchs Skigebiet hinauf zum Kranzberg, wo man mit einem sagenhaften 360 Grad Panorama belohnt wird: Von der Benewand über den Jochberg, Herzogstand und Heimgarten im Norden, über den Simetsberg und das Estergebirge im Westen, das Wettersteinmassiv mit der markanten Alpspitze im Süden bis hin zum Karwendel im Osten.

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Breitenstein: Grandiose Aussicht für wenig Anstrengung

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Der Breitenstein (1622 m) im Mangfallgebirge steht seinem großen, berühmten Nachbarn Wendelstein (1838 m) höchstens in ein paar Höhenmeter nach. Zwar ist der leicht zu erreichende Gipfel gut besucht, dennoch treten sich dort nicht so viele Leute auf die Füße, wie auf dem mit einer Seilbahn erschlossenen Wendelstein. Die Aussicht auf den berühmten Nachbarn, ins Oberland, auf die Rotwandgruppe und bei klaren Verhältnissen sogar bis zu den schneebedeckten Gipfeln des Großvenedigers, ist auch vom Breitenstein aus mehr als beeindruckend. Vom Startpunkt Birkenstein gelangen geübte Wandersleute in etwa zwei Stunden zum Gipfel, weswegen sich die Tour vor allem für kurze Herbsttage besonders eignet. Ihr geht vom Parkplatz in Birkenstein auf der Teerstraße zurück leicht ansteigend nach rechts. Von dort folgt ihr immer den Schildern Richtung Breitenstein oder Bucheralm. Letztere erreicht ihr nach ungefähr einer Stunde. Der Anstieg wird ab der Bucheralm deutlich steiler bis ihr den Sattel erreicht. Am Sattel geht’s geradeaus über eine flache Wiese und bald links Richtung Breitenstein an der Hubertushütte vorbei, die sich beim Abstieg für eine Einkehr anbietet. Auf dem Rückweg steigt ihr ab der Hubertushütte Richtung Kesselalm erst durch einen lichten Wald über einen schmalen Pfad und später über einen Forstweg ab.

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Christian ist im Allgäu aufgewachsen und lebt mittlerweile mit seiner Familie am Staffelseee. Er liebt Campen und Kochen auf dem Einflammen-Outdoor-Herd. Wenn er nicht mit seinen zwei Jungs über Trails jagt, in den Monti Sibillini auf Trüffelsuche geht und Unternehmen in Sachen Brand Strategy berät, sitzt er entweder auf seinem Gravelbike, gleitet auf Pommesski über Skatingloipen oder zieht mit breiten Tourenski los. Bevorzugt vor der Haustüre, im Karwendel, in den Dolomiten und am Gardasee. Immer dabei eine gute Brotzeit und ein Wechselshirt.

Katharina 'Kaddi' Kestler

Journalistin mit fränkischen Wurzeln und Wahlheimat München - liebt die Abwärtsbewegung, egal ob auf Ski oder mit Rädern.

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